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Buchrezension: „Operationsatlas Chirurgie“

Buchrezension: „Operationsatlas Chirurgie“

Nachdem er bereits in fünf Sprachen weltweit erschienen ist, versuchen die Autoren des Operationsatlas Chirurgie von Thieme in seiner vierten Auflag auf den zeitlichen Wandel der Operationstechniken, speziell die der minimal-invasiven Chirurgie, einzugehen. Des Weiteren soll dabei noch auf die neueren Elemente der postoperativen Nachsorge eingegangen werden.

Erster Eindruck

Von Chirurgen geschrieben, die bereits langjährige Erfahrungen als selbstständige Chefärzte an diversen deutschen Kliniken gesammelt haben, ist dieses Buch insbesondere für Viszeralchirurgen ein wertvoller Wegbegleiter durch die Facharztausbildung und chirurgische Weiterbildung. Mehrmals wird seitens der Autoren betont, dass das zeitliche Element, nämlich der Wandel in der Chirurgie, Beachtung gefunden hat. Im Vergleich zur letzten Ausgabe von vor knapp vier Jahren, trifft dies auf den ersten Blick tatsächlich zu. Laparoskopische Techniken fanden vermehrt den Weg in den Operationsatlas. Komplett neu in dem Buch sind die Kapiteln zur Whipple-Resektion und dem Magenhochzug nach Speiseröhrenresektion.

Aufbau

Die Gliederung des Buches erfolgt wie so oft in einen allgemeinen Teil und einen Operationsteil. Der allgemeine Teil umfasst Zugangswege, diverse Punktionen und chirurgische Grundfertigkeiten (z.B.: Nähen, Knüpfen, Ligaturen, Umstechungen usw.). Das Kapitel der Operationen erstreckt sich auf knapp 600 Seiten. Da dieses Buch speziell für Allgemein- und Viszeralchirurgen geschrieben wurde, unterteilt sich das Operationskapitel „lediglich“ in Haut- und Weichteile, Hals, Brustwand und Brusthöhle, Bauchhöhle, Retroperitoneum, Proktologie und Hernien. Kürzere Kapitel zu den Themen äußeres Genital, Gefäße, Amputationen, Kinder- und Unfallchirurgie finden auch Eingang in das Buch. Für eine echte Spezialisierung in jenen Gebieten wird aber die Verwendung anderer Atlanten empfohlen. Klarerweise umfasst das Kapitel Bauchhöhle den größten Anteil des Buches, zudem jenes Kapitel noch aufgrund besserer Überschaubarkeit in Organ(-systeme) aufgeteilt ist (z.B.: Magen, Leber, Milz, Peritoneum usw.).

Inhalt und Didaktik

Jedes eigenständige Operationskapitel ist gleich aufgebaut und schematisch gut gegliedert, sodass das Zurechtfinden innerhalb des Buches sehr einfach wird. Auf der ersten Seite findet man folgende Aspekte der Operation in aller Kürze stichwortartig erklärt: Indikation; Operationsvorbereitung; Risiken; Lagerung; Anästhesie; Zugang; Operationsschritte; relevante Anatomie, Gefahren und Tricks; Maßnahmen bei Komplikationen; Nachsorge. Auf der folgenden Seite findet man die Operationstechnik erläutert und mit Abbildungen dargestellt. Insgesamt hat der gesamte Atlas 1.237 handgezeichnete schwarz/weiß Abbildungen. Je nach Ausbildungsgrad (während der Facharztausbildung) sind die Erklärungen und Abbildungen mehr oder weniger hilfreich. Für Anfänger sind definitiv zu wenige didaktisch hilfreiche Zeichnungen vorhanden, jedoch lässt sich über die hervorragende Qualität der Zeichnung nicht streiten. Nie verliert man den Überblick bei den Operationsschritten, da auf übersichtlich mit Hand gezeichnete Abbildungen wert gelegt wurde. Selbstverständlich auch aufgrund dessen, weil man als Leser selten den Eindruck hat, dass haufenweise Abbildungen und lange Textpassagen auf eine Seite gepackt wurden. Wobei die Beschreibungen der einzelnen Bilder teilweise ausführlicher hätten ausfallen können.

Fazit

Der gewaltige Operationsatlas mit seinen rund 640 Seiten und 1.237 Abbildungen stellt freilich ein Sammelsurium an viszeralchirurgischen Operationstechniken dar. Die gut gegliederte Aufzählung der wichtigsten Aspekte einer Operation zu Beginn jedes Kapitels (Indikation, Risiken,…) macht das Verfahren an sich sehr verständlich. Dieser Atlas wurde mit seinen weit über tausend Zeichnungen definitiv nicht spartanisch gehalten, jedoch wäre die ein oder andere zusätzliche Zeichnung zwischen einem Operationsschritt nützlich gewesen. Dadurch wird bei den Operationstechniken an sich sehr auf die Erfahrung des einzelnen Chirurgen gebaut.

Auch für Studenten kann dieses Standardwerk der Chirurgie einen großen Stellenwert in der Lehre einnehmen, da er von einer Operation sicherlich mehr profitieren kann, wenn er den ein oder anderen Blick in dieses Buch hineinwagt, anstatt dass er über theoretische Aspekte in anderen Chirurgielehrbüchern nachliest.